Zitat aus der Inschrift des Verbandes der Sinti auf dem Mahnmal der Gedenkstätte Bergen-Belsen
Die heutigen mörderischen Geschäfte von Rheinmetall sind immer auch im Zusammenhang mit der Ge- schichte zu sehen. Krieg ist heute wie damals das Geschäftsmodell von Rüstungskonzernen wie Rhein- metall.
Auch dieses Jahr findet in Unterlüß bei Celle ein antimilitaristisches Camp vor den Toren der Rheinmetallfabrik statt. Eine Woche voll Workshops, Blockaden, Demonstrationen und Diskussionen.
Wir wollen mit einer Veranstaltung und einem Aktionstag darauf aufmerksam machen, dass in unmittelbarer Nähe das KZ- Außenlager Tannenberg von Bergen-Belsen existierte. Von Sommer 1944 - März 1945 waren hier 900 osteuropäische jüdische Frauen inhaftiert. Sie mussten Zwangsar- beit für Rheinmetall leisten. Als die SS-Bewachung angesichts der nahenden britischen Truppen floh, erlebten die Frauen einen kurzen Moment der Befreiung, bis ortsansässige Nazis des Volksturms die Frauen ins Konzentrationslager nach Ber- gen-Belsen brachten, wo viele noch an den elen- den Bedingungen zu Tode kamen.
Neben dem KZ-Außenlager gab es noch weitere 20 Zwangsarbeiter innen-Lager in Unterlüß. 4.000 Zwangsarbeiter innen, die fast alle direkt oder indirekt für Rheinmetall arbeiten mussten, standen 2.500 Einwohner * innen gegenüber.
Deportierte ungarische Jüdinnen mussten auch in der Nähe von Frankfurt a.M. die Rollbahn des Frankfurter Flughafens bauen, bevor sie von dort aus im Winter 1944/45 in das berüchtigte Zelt im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert wurden, auch hier kamen viele von ihnen um.
Wie auch im KZ-Außenlager Tannenberg in Unterlüß gab es in Mörfelden-Walldorf nur Überreste des ehemaligen Lagers, bevor viele Jahre nach der Wiederentdeckung der Mauerreste durch ortsansäsige Menschen ab 2005 ein Gedenkpfad im Wald errichtet wurde. In Unterlüß gibt es bisher keine Gedenk- stätte, keinen Ort der Erinnerung und Mahnung. Das wollen wir ändern.
Für Mittwoch, den 04.09.2019 (20 Uhr) laden wir zu einer Veranstaltung auf dem antimilitaristischen Camp in Unterlüß ein.
Cornelia Rühlig, die Leiterin der Bildungs- und Gedenkstätte Walldorf, wird von ihren Erfahrungen in der Aufarbeitung der Geschichte der jüdischen Zwangsarbeiterinnen an der „Rollbahn“ des Frankfurter Flughafens berichten.
Henrik Altmann, der seit langem zur regionalen Geschichte in der Region forscht, wird uns über Zwangsarbeit bei Rheinmetall und die Geschichte des KZ-Außenlagers Tannenberg informieren.
Am Donnerstag, den 05.09.2019, werden wir einen Weg der Erinnerung bahnen, vom Ort der Überreste des Zwangsarbeitslagers Tannenberg (KZ-Außenlager von Bergen-Belsen) zum Rheinmetallwerk. Wir machen den Weg sichtbar, den die Frauen täglich laufen mussten, mit Transparenten, Fototafeln und vielem mehr.
Treffpunkt für Fußgänger * innen: Um 14 Uhr laufen wir aus dem Camp los.
Um 15 Uhr treffen wir uns an der Einfahrt Altensothrieth / Müdener Str. (L 280) und gehen zusammen zuerst zu den Überresten des Lagers.
Schon am Mittwoch Nachmittag findet im Rahmen des Camps eine Veranstaltung der VVN-BdA Celle auf dem Unterlüßer Friedhof statt. Es wird an die Kinder der Zwangsarbeiterinnen erinnert. Wenige Tage nach der Geburt mussten sie ihre Säuglinge abgeben , um wieder arbeiten zu gehen. Die meisten der Kinder verhungerten in den Einrichtungen in die sie gebracht wurden.
Zeit: Mittwoch 04.09. 14-16 Uhr
Veranstalter/in: Rheinmetall entwaffnen RheinMain, unterstützt durch den Studienkreis Deutscher Widerstrand 1933-1945 (https:// www.widerstand-1933-1945.de)
Kontakt: rheinmetall-entwaffnen-rheinmain@riseup.net
Infos zum antimilitaristischen Camp in Unterlüß: https://rheinmetallentwaffnen.noblogs.org/camp/
Download Kopiervorlage: ankuendigungsflyer-web.pdf