KZ Tannenberg

KZ - Außenlager Tannenberg in Unterlüß


Zeichnung von Valerie Jakober-Furth, Überlebende des KZ Tannenberg (1926-2011)

Das KZ-Außenlager Unterlüß, das auch den Namen Lager Unterlüß-Altensothrieth oder Tannenberg trug, war neben Benefeld und Hambühren das dritte Außenlager des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Es befand sich etwa 4 km nordwestlich der Ortschaft Unterlüß, heute Gemeinde Südheide im niedersächsischen Landkreis Celle, unmittelbar südlich des ehemaligen Gehöftes Altenso- thrieth.

In Unterlüß existierten bis zu 20 Lager, in denen "Fremdarbeiter", Kriegsgefangene und andere Zwangsarbeiter*innen verschiedener Nationalitäten untergebracht waren, die in der Munitionsproduktion bei der Firma Rheinmetall-Borsig AG und anderen Betrieben arbeiten mussten. Im Lager in Altensothrieth waren bis Mitte des Jahres 1944 italienische Kriegsgefangene untergebracht.

Ende August 1944, nachdem ein Transport von 400–800 jüdischen Frauen und Mädchen aus Auschwitz in Unterlüß eingetroffen war, wurde hier das KZ-Außenlager für das etwa 30 km entfernte KZ Bergen-Belsen eingerichtet.

Die gefangenen Frauen und Mädchen hatten polnische, ungarischer, jugoslawische, tschechische und rumänische Staatsangehörigkeit. Im Oktober / November 1944 wurde die Zahl der Häftlinge des Lagers auf 900 erhöht.

Auf historischen Luftaufnahmen von 1945 ist zu erkennen, dass das Lager aus mindestens fünf großen Baracken und mehreren kleineren Gebäuden bestand. Erster Lagerkommandant war SS Hauptsturmführer Friedrich Diercks.

Am 13. April 1945 flohen die Bewacher des Lagers vor den anrückenden britischen Truppen. Dies führte nicht zur Freilassung der Zwangsarbeiterinnen, denn Angehörige des örtlichen Volkssturms brachten die Häftlinge in das Stammlager Bergen-Belsen.

Die Zwangsarbeiterinnen wurden im Straßenbau eingesetzt, entfernten Schutt oder verlegten Schienen. Auch das Fällen von Bäumen gehörte zu ihren Aufgaben. Teilweise mussten die Frauen in der Munitionsfabrik Rheinmetall-Borsig AG Arbeit verrichten. Hierbei waren sie gezwungen aufgrund fehlender Schutzmaßnahmen, giftige Chemikalien einzuatmen. Viele Zwangsarbeiterinnen vergifteten sich und erlitten durch Verätzungen schwere Schäden.

Die Häftlinge lebten abgeschottet in isolierten Lagern und durften keinerlei Kontakt zur Zivilbevölkerung unterhalten. Die Verpflegung war unzureichend, da in der lokalen Großindustrie strikt auf die Einhaltung der Ernährungsvorschriften geachtet wurde.