Kriegerdenkmal Taunusanlage

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Den Krieg verraten

In Gedenken an alle vergangenen und zukünftigen Deserteur:innen

Während der antimiliaristischen Fahrraddemo zum Ostermarsch 2023 war eine Station das Kriegerdenkmal in der Taunusanlage in Frankfurt.

Wir stehen hier vor einem klassischen Krieger und Helden Denkmal. Erbaut 1938 im Auftrag der Faschisten als Erinnerung an die Heldentaten des 1. Weltkriegs, nach einem Entwurf des Oberurseler Bildhauers Harold Winter.

Die ursprünglich ebenfalls aufgestellten Kanonenrohre werden heute im Historischen Museum aufbewahrt. Eine zusätzliche Tafel erinnert an die Toten und Vermissten eines Artillerie-Regiments 1939–45. Der Text „ZUM GEDENKEN AN / TATEN UND OPFER / PFLICHTERFÜLLUNG / UND KAMERADSCHAFT“ entspricht ganz dem nationalsozialistischen Geist.

Nur einige Meter weiter hier in der Anlage, findet sich die Figur einer im Schmerz zusammengesunkenen, trauernden Frau – erbaut im Auftrag der Stadt Frankfurt 1919 nach dem Entwurf des jüdischen Bildhauers Benno Elkan. Ebenfalls ein Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Mit der Inschrift „für die Opfer“ brach dieses Denkmal aber mit der Tradition der Heldenverehrung des Kriegerdenkmals und schloss auch die zivilen und die Opfer der gegnerischen Seite ein. Das Denkmal zog unterschiedliche Kritiken auf sich (u.a. dass der Bildhauer jüdisch war) und sollte Mitte der 30er Jahre zerstört werden. Aus unbekannten Grunde blieb es im Betriebshof der Stadt erhalten und wurde 1946 an der ursprünglichen Stelle wieder eingeweiht.
Soviel zum kulturhistorischen Hintergrund.

2 Denkmäler also, nur wenige Meter entfernt, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Nun gibt es in Kriegen aber nicht nur Opfer und Helden, sondern auch viele Menschen die sich bewusst gegen die Teilnahme am Krieg entscheiden. Ob aus persönlichen, religiösen oder politischen Gründen sagen diese Menschen Nein zum Krieg. Sie sabotieren, desertieren, entziehen sich dem Militärdienst oder verweigern Kriegsdienste. Das nannte man damals und nennt man auch heute Wehrkraftzersetzung. Diesen Menschen sind nur wenige Denkmäler gewidmet, keins in Frankfurt, daher wollen wir heute dieses Helden-Denkmal umwidmen. Denn für uns sind diese Menschen eine Erinnerung wert. Sie machen uns Mut und Hoffnung. Das mit dieser Verweigerung verbundene „Nein“ zu Gehorsamkeit und „Nein“ zu autoritärer Fügung birgt ein weit größeres widerständiges Potential in sich. Denn wer sich dem Krieg und seiner Grausamkeit entzieht, wer dabei nicht mitmacht, sagt - ob bewusst oder unbewusst - auch den damit verbundenen Herrschaftsverhältnissen und vermeintlichen Tugenden den Kampf an! Wer desertiert, verrät den Krieg und die mit ihm verbundenen Machtstrukturen!

Damals wie heute wird auf diese Verweigerung mit Repression reagiert. Wir haben einige Biografien von Deserteuren aus den früheren Kriegen zusammengetragen.


Karl Lauterbach (1924 – 1945)
„Ich legte seinen Arm auf Holzkeile und stieg mehrere Male darauf“

Schon als Neunjähriger versorgte der in Wien geborene Karl mit seiner Mutter gemeinsam Aufständige der revolutionären Februarkämpfe 1934 mit Munition, unter ihnen sein Vater.
Während der austrofaschistischen Diktatur tritt er der illegalen kommunistischen Jugend bei.
Noch nicht 18jährig, wird Karl am 15. Oktober 1943 eingezogen und an die Ostfront abkommandiert.
Im März 1944 kehrt er für einen Genesungsurlaub nach Wien zurück. Er lässt sich von seinem Onkel Ernst Musial zweimal den Arm brechen. Seine Tante versorgt ihm mit Betäubungsmittel, die sie von dem befreundeten Arzt Friedrich Blodi bekommt. Dieser Arzt unterweist Karl auch in die effektive Methode des Knochenbrechens.
Binnen kurzer Zeit halfen Karl und das Ehepaar Musial anderen Soldaten bei der Selbstverstümmelung. Zur Jahreswende 1943/1944 war die Zahl der Soldaten, die sich durch Selbstverstümmelung dem Kriegseinsatz entzogen, so hoch, dass der Divisionsrichter Karl Everts einen Spitzel in das Wiener Reserve-Lazarett einschleuste.
Es folgten die Verhaftung und Folter von 21 Soldaten und Zivilisten, darunter Karl. Sie wurden zum Tode verurteilt und im Winter 1944/45 erschossen.
Das Todesurteil gegen Karls Onkel wird in eine Zuchthausstrafe umgewandelt. Auch die Tante wird zu 8 Jahren Zuchthausstrafe verurteilt.
Nach dem Kriegsende bemühen sich Karls Eltern 31 Jahre lang vergebens, dass ihr Sohn als Opfer politischer Verfolgung anerkannt wird.


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Die Zeug:innen Jehovas – die frühen Kriegsdienstverweigerer:innen
Gerhard Liebold (1922 – 1943)

Gerhard Liebold und seine Familie gehörten der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas an.
Gerhards Vater verweigerte aus religiöser Überzeugung den Wehrdienst und wurde im Mai 1941 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Als Gerhard im September 1941 seinen Einberufungsbefehl bekommt, flieht er.
Mit Hilfe von Glaubensfreund:innen gelingt es ihm, sich ein Jahr und vier Monate in einer Gartenlaube in Berlin versteckt zu halten.
Ende Dezember 1942 kommt es zur großen Verhaftungswelle der Gestapo gegen die Zeugen Jehovas in Berlin.
Die Hilfsnetzwerke werden zerschlagen, die Helfer:innen ebenso wie der Deserteur Gerhard Liebold werden hingerichtet.
Wir habe Gerhard Liebold ausgewählt, weil er exemplarisch für die vielen Zeug:innen Jehovas steht, die von deutschen Militärgerichten wegen Kriegsdienstverweigerung zum Tode verurteilt wurden – schon Jahre vor Beginn des Angriffkrieges Nazi-Deutschlands.


Die Kriege deren hier gedacht wird, waren Kriege um Kolonien, geopolitische Machtinteressen, für die Interessen des Kapitals, für die Aufteilung der Menschheit in Herren- und Untermenschen.

Und heute? Worum geht es bei den Kriegen der Herrschenden? in der Ukraine, in Jugoslawien, in Jemen, Mali, Syrien, Türkei, Irak, Israel? Worum wird es bei militärischen Auseinandersetzungen mit China oder anderen Ländern gehen? Schon Anfang der 2000 Jahre wurden im Weißbuch der Bundeswehr die Freiheit der Handelswege, also des freien Zugangs zu Extraktivismus und Ausbeutung, zu einem Ziel der Bundeswehr erklärt. 2016 wurde ebenda, verbrämt mit hohlen Worten über Partnerschaft, vor dem Erstarkten der chinesischen und indischen Wirtschaftsmacht gewarnt.

Es geht also ganz sicher nicht um Frauenrechte, Menschenrechte und Klimaschutz, um Selbstverteidigungsrechte oder gar um ein besseres Leben für alle. Es geht immer und immer wieder um Ressourcen, um Märkte und Ausbeutung, um geopolitsche Machtinteressen die dazu dienen die Interessen des Kapitals zu schützen. Die Ukraine ist jetzt schon ausverkauft.

Ein Recht den Kriegsdienst repressionsfrei zu verweigern gibt es soweit mir bekannt in kaum einem Land dieser Welt, es gibt Länder in denen gibt es keinen Ersatzdienst (wie z.B. in Israel), oder Länder in denen mann sich mit genug Geld freikaufen kann (wie z.B. die Türkei), und dann gibt es Länder wie die Ukraine oder Russland die das Recht auf Ersatzdienst in ihrer Verfassung stehen haben, dennoch wird in beiden Ländern die Entziehung im Kriegsfall bzw. im Fall der (Teil-) Mobilmachung als Straftat verfolgt.

In Russland wurden Verweigerer*innen während der Teilmobilmachung durch Razzien z.B. in Hotels aufgespürt und bei fortgeführter Weigerung zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. In der Ukraine werden die jungen männlich gelesenen Personen juristisch verfolgt, ebenfalls während Razzien zwangsrekrutiert, oder an der Ausreise gehindert. Im Dezember 22 waren es offiziell 12.000 junge Ukrainer welche beim Versuch in den Westen zu fliehen wieder gefasst wurden. Dabei seien auch 15 junge Männer ums Leben gekommen.

Die Rekrutierungsjagd findet an Tankstellen, in Autowerkstätten auf Straßen und Kreuzungen, in Geschäften, an Orten der humanitären Hilfe statt. Wehrfähigen Männern die auf der Straße erwischt werden wird ein Einberufungsbefehl ausgehändigt um sie dann in fünf Minuten medizinisch zu untersuchen und sie zu einer Militäreinheit zu schicken, wo solche unvorbereiteten und oft untauglichen Rekruten nicht willkommen sind. (siehe Autonomes Blättchen # )
Auch die Hunderttausende, die legal im Ausland arbeiten, wurden unter Strafandrohung jetzt zur Rückkehr aufgefordert. Überall wird nach Versteckten und Fluchtwilligen gesucht. Auf dem Weg von Kiew bis zur Westgrenze soll es 17 Checkpoints geben. Gegen Tausende laufen Strafverfahren wegen Rekrutierungsvermeidung. Es gibt auch inzwischen an die tausend Strafverfahren gegen Grenzer, die (gegen Geld) welche durchgelassen haben, dazu hunderte gegen Schleuser. (KDV #
Nach Berechnungen von Connection e.V. haben 140.000 Militär- dienstpflichtige seit Beginn des Krieges das Land verlassen. – und eine wohl ähnlich hohe Anzahl ist nicht zurückgekehrt.

Wer es schafft die Ukraine zu verlassen und bis Deutschland gelangt, bekommt zwar als Ukrainer den Sonder-Status aller ukrainischen Flüchtlinge aber kein Asyl, russische Deserteure und Verweigerer haben es da deutlich schwerer. Sie haben keinen Anspruch auf einen Flüchtlingsstatus und Asyl wird ihnen nur in Ausnahmefällen gewährt. Die Verfahren dauern extrem lange. Die Geflohenen müssen nachweisen, dass sie aus dem Einsatz in der Ukraine oder auf dem Weg dorthin desertierten. Dazu kommt bei Deserteuren aus beiden Lagern die soziale Stigmatisierung. Sie gelten als Vaterlandsverräter und Drückeberger. Seit September, als es um die Frage für Asyl für russische Deserteure ging, stieß Selensky eine neue Verleumdungskampagne an.Er rief die EU dazu auf, keine russischen Deserteure aufzunehmen. Ihm sekundieren die Botschafter. Erst Melnyk: Das wäre eine „katastrophale Entscheidung... nur weil sie ...keinen Bock auf ihre eigene Ruhestätte in der Ukraine haben.“ Und auch der neue, Makejew: Sie wollten sich bloß „vor dem Militärdienst drücken“ und „nur nicht im Krieg sterben.“ Welche perverse Logik steckt in diesen Worten!

Zur Veranschaulichung was diese Logik für Menschen bedeutet hier nun zurück zu jenen die sich entzogen haben:


Franc Pasterk (1912 – 1943), Jurij Pasterk (1903 – 1943)
„Kampf dem Faschismus, Freiheit dem Volke!“
Partisanenkampf in Kärnten

Unmittelbar nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Jugoslawien am 6.April 1941 gründete sich in Laibach, dem heutigen Ljubjana, die Befreiungsfront Namens Osvobodilna fronta. Zu den Gründern dieser Partisanenorganisation gehörten zahlreiche kärntner- slowenisch Deserteure. Die Partisanen weiteten ihre Arbeit 1942 auf das Gebiet Kärnten aus.
Die der slowenischen Minderheit in Kärnten zugehörigen Brüder Pasterk beteiligten sich ab 1942 am Widerstand. Jurij und seine Frau waren von ihrem Hof aus aktiv an der Organisierung des antifaschistischen Widerstandes beteiligt. Sein Bruder Franc desertierte aus der Wehrmacht und schloss sich den Partisanen an. 900 Angehörige der slowenischen Minderheit waren 1942 in Lager des Deutschen-Reiches deportiert worden.
Für die slowenische Minderheit, Männer wie Frauen wurde der Partisan:innenkampf zur kollektiven Erfahrung.
Im November 1942 kam es zur Großrazzia der Gestapo gegen die Widerstandsstrukturen der slowenischen Minderheit. Die Gestapo verhaftete 180 Menschen darunter Jurij, seine Ehefrau Katarina und Jurijs Schwester Ana. Der Prozess gegen sie und 33 weitere aus dem Raum Eisenkappel wurde vor dem Volksgerichtshof unter dem Vorsitz des Blutrichters Roland Freisler verhandelt. 13 darunter Jurij wurden zum Tode verurteilt die übrigen erhielten langjährige Haftstrafen. Jurij wurde hingerichtet und auch sein Bruder Franc erlebte das Kriegsende nicht.
Er erlag einer Schusswunde nach einem Angriff auf einen Gendarmerieposten in Mießdorf dem heutigen Mezica.
Im Gedächtnis der Kärtner Mehrheitsbevölkerung gelten Partisan:innen immer noch als “kommunistische Banditen“ und „Heimatverräter“.
Franc Pasterk wurde posthum in Jugoslawien geehrt. In Österreich unterblieb die Würdigung des Partisanenwiderstands. 1985 hob der deutsche Bundestag die Urteile des Volksgerichtshofes auf. Eine Rehabilitierung der Kärntner Partisan:innen und ihrer Opfer durch die österreichische Regierung oder durch das Bundesland Kärnten gibt es bis heute nicht.


Johann Süß (1923 – 1945)
„denn der kann mir keine Befehle mehr erteilen“

Bei der Wehrmacht wollte sich Süß offenbar nicht der strengen militärischen Disziplin unterordnen.
Nach vielen Disziplinstrafen kam er 1943 in eine sogenannte Bewährungseinheit. Am 10 Mai 1945 verhandelte ein Kriegsgericht am Bord des Schiffes, wo Süß zur Bewährung eingesetzt war, gegen ihn wegen Wehrkraftzersetzung.
Nach der Teilkapitulation der Wehrmacht im Norden weigerte sich der Maschinengefreite Süß Weisungen und Befehle seiner vorgesetzten Offiziere Folge zu leisten.
Johann Süß wurde zum Tode verurteilt und schon am nächsten Tag hingerichtet.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die britischen Militärbehörden ein Dekret erlassen, wonach deutsche Kriegsgerichte keine Todesstrafen mehr vollstrecken durften.
Hiergegen wurde x-fach verstoßen. Dass diese Urteile bis heute ungesühnt blieben, war auch deshalb möglich, weil ehemalige Wehrmachtsrichter bei bundesdeutschen Gerichten arbeiteten und die Täter schützten.


Und dann schauen wir uns doch noch kurz die Situation im heutigen Deutschland an. Wir leben in der Zeitenwende der Aufrüstung und Militarisierung. Wir werden täglich mit Kriegspropaganda zugeballert. Wieviele russische Soldaten sind gefallen, welcher Quadratmeter Land wurde von der Ukraine zurückerobert….Die meisten von uns wissen nicht einmal wo diese Quadratmeter liegen. Uns wird genau der Heldenmythos präsentiert den die Militaristen für Ihren Krieg brauchen und in dieser Berichterstattung ist es uns kaum noch möglich herauszufinden was wirklich passiert.

Vom ersten Tag an zeigte sich, dass Deutschland in diesem Krieg mitspielen will. Über die Waffenlieferungen ist Deutschland längst Kriegspartei in der Ukraine und unsere Außenministerin hats nun ja auch offiziell bestätigt. Die Waffenlieferungen sind keine Geschenke, die Ukraine wird auf Jahrzehnte ein hoch verschuldetes und damit leicht ausbeutbares Land werden.

Vermutlich wird der Ukraine Krieg noch sehr lange dauern, und es wird ja jetzt schon, vor dem offiziellen Kriegseintritt Deutschlands über die Entsendung von Bodentruppen spekuliert. Aber auch wenn das nicht geschehen wird, ist seit Februar 2021 klar, die westlichen Industrie- und Exportstaaten brauchen Krieg um ihre monopolare Weltordnung durchzusetzen.

Über die Wiedereinführung der Wehrpflicht, bzw. eines Pflichtjahres wird bereits wieder diskutiert und früher oder später stellt sich auch hier, im bisher sicheren Hinterland, ganz klar die Frage: Wie viele Menschen im wehrfähigen Alter werden sich dem Militärdienst entziehen? Wie viele werden desertieren, vor allem aber: wie viele IT-Techniker*innen, Flughafenangestellte, Pflegepersonal, Rettungsdienstler*innen, werden sabotieren oder jedweden Kriegsdienst verweigern?

Denn auch hier, mit unserem Verfassungsrecht auf Ersatzdienst, können wir uns sicher sein – in Zeiten des Krieges ist unsere Verfassung nur noch ein Stück Papier. Über die Heimatschutzgesetze wurde schon vor Jahren festgelegt, welche zivilen Dienste sich dem militärischen Kommando zu beugen und unter dem militärischen Kommando zu dienen haben.

Zum Abschluss erinnern wir noch an:


Kurt Hoppe (1919 – 2000)
„der wollte mich 'nen Feigling nennen"

1938 meldete Kurt Hoppe sich freiwillig zur Kriegsmarine. Für seinen Einsatz beim Entschärfen einer Mine bekommt er 1940 das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Die Torpedierung seines Schiffes im Zuge der Besetzung Norwegens überlebt Kurt. Er ist dann im Heimaturlaub bei seiner Freundin, die von ihm ein Kind erwartete. Er kehrte nicht zu seiner Truppe zurück. Viermal wird er in der Nähe seiner Freundin verhaftet und konnte sich dreimal befreien.
Er wird wegen „unerlaubten Entfernungen“, nicht aber wegen Fahnenflucht, verurteilt. Vom Gefängnis wird er 1942 zu einer Strafeinheit an die Ostfront abkommandiert. Dort muss er bei mangelhafter Ernährung und unbewaffnet in vorderster Front Stellungen bauen. Wegen guter Führung wird er zum Bewährungsbataillon 500 überstellt und erhält 1943 sogar Urlaub, um seine inzwischen Verlobte heiraten zu können. Er kehrt verspätet zur Truppe zurück und kommt in Haft. Er bricht wieder aus und wird erneut verhaftet.
Kurt wird von einem Wehrmachtsgericht wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt. 6 Monate später wird er begnadigt und zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er überlebt das Straflager Esterwegen/Emsland.
Über seine Kriegserlebnisse sprach er mit kaum jemanden, ob aus Scham oder aus Angst vor sozialer Ausgrenzung ist nicht bekannt.
1990 schloss er sich der Bundesvereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz an.
Kurt Hoppe erhielt 1993 als einer von wenigen Antragsstellern wegen seiner langjährigen Haft unter schwersten Bedingungen eine einmalige Entschädigungszahlung in Höhe von 7.500 €.


Walter Siebert (1920-1944)

Walter ist 1920 in Bremen geboren. Im Alter von vierzehn Jahren wird Walter nach dem Tod der Mutter zum Vollwaisen. Eine begonnene Lehre musste er abbrechen und schlägt sich fortan als Hilfsarbeiter durch. Mit zwanzig Jahren wird Walter zum Wehrdienst einberufen und nach der Grundausbildung als Teil einer Panzerjäger-Abteilung an die Ostfront in der Sowjetunion abkommandiert. Dort wird er im September 1942 schwer am Kopf verletzt.
Er kehrt nach Braunschweig zurück, hier heiratet er. Im September 1943 wird Walter vom Kriegsgericht wegen versuchtem Diebstahl zu einem Jahr Haft verurteilt. Nach sechs Wochen in verschärfter Haft soll er zur Bewährung an die Ostfront.
Auf dem Transport gelingt Walter auf auf dem Bahnhof der oberschlesischen Stadt Ratibor die Flucht. Er begibt sich zum 30 Kilometer entfernten Wohnort seiner Frau und flüchtet weiter Richtung Osten. Im Januar 1944 wird Walter im besetzten Katowitz verhaftet, von dort wird er nach Braunschweig transportiert. Noch zweimal gelingt ihm die Flucht, zuletzt am zweiten April 1944 auf dem Bahnhof in Braunschweig. Walter taucht unter und arbeitet als Fuhrunternehmer. Er begeht in dieser Zeit Diebstähle, um an Lebensmittel zu gelangen.
Im Juni 1944 wird er erneut festgenommen und vom Militärgericht Braunschweig wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt.
Einen Monat später unternimmt Walter seinen letzten Fluchtversuch. Obwohl er an Füßen und Händen gefesselt ist, gelingt ihm die Flucht durch den Boden seiner Zelle in Wolfsbüttel. Er wird aber noch auf dem Gefängnisgelände gestellt.
Am 15. August 1944 wird Walter auf dem Schießstand Braunschweig-Buchholz hingerichtet.
Heute erinnert dort eine Kunstinstallation an die unter der NS -Unrechtsjustiz hingerichteten Soldaten.


Lasst uns den Krieg mit all seinen patriarchalen Strukturen und die Militaristen verraten!
Konsequent feministisch und radikal antimilitaristisch